Ganzheitlich in Arbeit und Wirkung
Unsere Organe, Muskeln, Sehnen, Gelenke und knöchernen Strukturen sind alle miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Eine falsche Haltung, Blockaden oder eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten können ein Zeichen dafür sein, dass das Zusammenspiel nicht richtig funktioniert. Nach der Vorstellung der Osteopathie könnte man den menschlichen Körper mit einem Uhrwerk vergleichen. Ist ein Zahnrädchen blockiert, können auch andere Teile aus dem Takt geraten.
Osteopathen gehen gemäß diesem Ansatz davon aus, dass das Bindegewebe (Faszien) Störungen von einem Körperteil auf einen anderen übertragen kann (kompensatorische Veränderungen). Die Ursache der Beschwerden muss folglich nicht zwingend beim Symptom zu suchen sein, daher sollten sich Patienten nicht allzusehr wundern, wenn die Osteopathie Behandlung keineswegs immer dort ansetzt, wo es gerade schmerzt.
Der Osteopath wird den Patienten immer in seiner Gesamtheit behandeln, anstatt sich einzelnen Beschwerden zu widmen. Er muss sehr genau um die Anatomie des Menschen und die Zusammenhänge von Muskel-Skelett-System wissen, um Ursachen für Beschwerden ausfindig machen zu können.
Spannungen in Knochen, Muskeln und Bindegewebe geben Hinweise, wo Körperfunktionen und Organe beeinträchtigt sein könnten. Hier setzt der Therapeut dann mit seiner Behandlung an.
Medizinische Grundlagen
Die osteopathische Medizin fußt auf einer umfassenden medizinischen Basis. Die Ausübung verlangt einen hohen Grad an medizinischem Fachwissen auf den Gebieten der Anatomie, Physiologie, Embryologie (siehe Studien von "Erich Blechschmidt"), Histologie und Pathologie sowie tiefgreifende praktische Erfahrung.
Prinzipien und Systeme der ursprünglichen Osteopathie
Folgendes sind die Kernprinzipien, die Dr. A.T. Still zugeschrieben werden und mit der die Osteopathie weltweit ihre Identität begründet:
- Der Mensch ist eine dynamische Funktionseinheit, dessen Gesundheitszustand vom Körper, dem Geist und der Seele beeinflusst werden.
- Der Körper besitzt selbstregulatorische Mechanismen und eine natürliche Selbstheilung.
- Struktur und Funktion stehen auf allen Ebenen des menschlichen Körpers in Wechselbeziehung.
Diese Prinzipien sind schon seit der Antike bekannt (z.B: "vis medcatrix naturae" als das Selbstheilungsprinzip) und tauchen im medizinischen Kontext der letzten zwei Tausend Jahre immer wieder in unterschiedlichsten Ansätzen auf.
Auf körperlicher Ebene werden 3 Systeme unterschieden, in denen Störungen auftreten können und die sich gegenseitig beeinflussen. Dieses sind die
Craniosacrale, Viscerale und Parietale Osteopathie. Entsprechend der klassischen Auffassung der Osteopathischen Medizin sind diese drei Strukturebenen für das Gesundheitspotential eines Menschen von zentraler Bedeutung. Sie stehen in wechselseitiger Beziehung und nur wenn jedes System für sich spannungsfrei funktioniert, kann in deren Zusammenarbeit Gesundheit entstehen.
Das Therapiekonzept muss daher alle drei Systeme berücksichtigen. Denn der Körper ist eine Einheit und kein Teil funktioniert für sich alleine. Ein Schmerzempfinden kann in einem der 3 Systeme seine Ursache haben. Beschwerden können jedoch auch woanders auftreten als ihr Ursprung liegt.
Herzkrankheiten können sich beispielsweise im linken Arm oder der linken Schulter bemerkbar machen. Oder Nierenprobleme erzeugen möglicherweise Schmerzen in der Leistengegend und Magenkrankheiten führen zu Beschwerden zwischen den Schulterblättern. Kopfschmerzen können ihren Ursprung im Nacken haben oder blutdruckbedingt sein.
Das Prinzip ist ganz einfach, wenn sich ein zu starker Druck in einer Körperregion bildet, kann dieser Druck sich auf eine andere, möglicherweise schwächere Körperregion auswirken, die im Anschluß Symptome erzeugt. So können sich Funktionsstörungen verlagern. Das erklärt, warum der Osteopath auch an Stellen untersucht und behandelt, an denen oft gar keine Symptome sind.
Aktivierung der körpereigenen Selbstheilungskräfte
Ihr Körper ist intelligent und vermag sich selbst zu regulieren. Die Osteopathie vertritt ein eigenständiges Konzept, das auf Gesundheit und nicht auf Krankheit ausgerichtet ist. Unter der Annahme, dass der Körper in der Lage ist, sich selbst zu regulieren, vorausgesetzt alle Strukturen sind gut beweglich und somit auch gut versorgt, kann Heilung erfolgen.
Der Körper und seine Systeme bilden dabei eine Einheit. Osteopathie soll die Fähigkeiten des Patienten, seine Gesundheit wieder herzustellen und zu erhalten (Salutogenese) bestärken.
Stichwort Alternative Heilmethode
Unter den allgemeinen Begriff der alternativen Heilmethoden fallen verschiedenste Heilverfahren. Ebenso wie die wissenschaftlich begründete Schulmedizin bedienen sich alternative Heilmethoden zusehends evidenzbasierter Methoden. Darüber hinaus wird der Fokus auf ganzheitliche und natürliche Verfahren gelegt. Alternative Heilmethoden, auch Alternativmedizin genannt, und Schulmedizin können sich sehr gut ergänzen.
Was sagen andere über Osteopathie?
Für das schweizer Online Informationsportal "nachhaltigleben.ch" ist Osteopathie Heilung durch sanfte Handgriffe. (25.10.2016)
Zu guter Letzt: einfach oder zutiefst philosophisch?
Mit Blick auf die Herkunft, Geschichte und Weiterentwicklung der Osteopathie in den letzten zweihundert Jahren ist es schon fast vermessen auf einer Seite zu beschreiben, was Osteopathie ist. Dennoch muss man irgendwo beginnen und ich hoffe, das hiermit getan zu haben. Für die Einen als Start mehr erfahren zu wollen, sich tiefer zu versenken, für andere genügt dies als Einblick und ersten Eindruck, was Osteopathie vermag und in Grundzügen ausmacht.